Pivot-Punkte

Pivot-Punkte und die zugehörigen Pivot-Linien dienen einer Orientierung im Trading, insbesondere für das Daytrading. Wie man diese findet und was es in der Praxis beim Daytrading dabei zu beachten gibt, erörtere ich in diesem Artikel zum Thema Pivot-Punkte ausführlicher.

Pivot-Punkte: was ist das?

Die Charttechnik und damit die charttechnisch orientierten Trader (allgemein, nicht nur Daytrader) nutzen grob formuliert die Kursbewegungen aus der Vergangenheit für die Analyse und leiten daraus Wahrscheinlichkeiten für Bewegungen in der Zukunft ab. Neben Widerständen, Unterstützungen und anderen markanten Punkten im Chart, sind vor allem die Hoch- und Tiefpunkte des Vortages sehr wichtig. Doch diese alleine geben nur eine Indikation für die Höhe der Schwankungsbreite oder für den Ausbruchshandel, der jedoch nicht jeden Tag stattfinden kann. Oft tendiert ein Markt wie der Euro zum US-Dollar oder der DAX einfach seitwärts und damit in der Spanne seiner Vortagesbewegung.

Um dennoch hier intraday Signale zu generieren und nicht auf klassische Indikatoren zurück zu greifen, werden vorrangig bei Daytradern Pivot-Punkte eingesetzt. Hierbei wird der aktuelle Kurs (oder auch Preis) in Relation zum Vortag dieses Wertes gesetzt. Basierend auf dem eingangs geschilderten Phänomen des Rückblicks, gehören die Pivot-Punkte somit zur Sentiment-Analyse und kann damit Aufschluss über mögliche in der Zukunft liegende Wendepunkte und Kursziele geben.

Im Chartbild über mehrere Tage sieht man sehr deutlich, wie diese variieren und mit dem Kurs „mitgehen“:

Pivot-Punkte am Beispiel des EuroStoxx50-Future
Pivot-Punkte am Beispiel des EuroStoxx50-Future

 

Ursprünglich wurden Pivot-Punkte im Rohstoffhandel von Tradern verwendet. Doch mit zunehmender Verbreitung nahm auch das Interesse von Tradern anderer Märkte an dieser Technik zu. Sie setzte sich soweit durch, dass aktuelle Trading-Plattformen und somit Broker und CFD-Anbieter das Instrument „Pivot-Punkte“ unter der Option „Indikatoren“ bei den Charteinstellungen anbieten. Mit wenigen Klicks sieht man also in jedem Chart diese Pivot-Punkte, doch wie werden sie erzeugt?

Berechnung der Pivot-Punkte

Die einschlägige Formel lautet:

Pivot-Punkte = (Hoch gestern + Tief gestern + Schlusskurs) / 3

(es gibt auch eine leicht modifizierte Version, in die der Eröffnungskurs mit einfließt)

Widerstand 1 = ((2 * Pivot-Punkt) – Tief vom Vortag)

Widerstand 2 = (Pivot-Punkt + Hoch vom Vortag – Tief vom Vortag)

Unterstützung 1 = ((2 * Pivot-Punkt) – Hoch vom Vortag)

Unterstützung 2 = (Pivot-Punkt – Hoch vom Vortag + Tief vom Vortag)

Und kann selbstverständlich auf mehreren Seiten auch direkt ausgerechnet werden, wie hier bei charttec.

Nicht zu vergessen, daher hier eine Ergänzung findend, sind die weiteren Ausdehnungen bis zum so genannten Widerstand bzw. Support 3. Da dies aber extrem selten und nur bei Trendtagen vorkommt, würde ein Einzeichnen in den täglichen Arbeitschart eines Daytraders eher verwirren als helfen.

Trading der Pivot-Punkte

Klassisch traden sehr viele Daytrader die Pivot-Punkte wie folgt. Oberhalb des Widerstand 2 und bis zu Widerstand 3 (die weitere Ausdehnung als Ergänzung beschrieben) werden Short-Positionen aufgebaut und unterhalb von der Unterstützung 2 bis zum so genannten S3 (S= Support) eine Long-Position aufgebaut. Trading-Ziel ist dabei die Verringerung der aktuellen Schwankungsbreite des Marktes am selbigen oder folgenden Tag und damit eine Normalisierung der Bewegung – sprich: Handel der klassische Korrektur nach einer Bewegung.

Die Pivot-Punkte kann man daher ebenfalls als mögliche Wendepunkt bezeichnen, da das Sentiment eines Basiswertes von bullish zu bearish wechseln kann anders herum. Durchbricht ein Markt preislich betrachtet die Pivot-Punkte, so ist dies ein Signal in Richtung der nächsten Pivot-Punkte. Ausnahmen bildet ein starkes Trendverhalten wie beschrieben oberhalb von S2 / R2.

Natürlich funktionieren Pivot-Punkte am besten in sehr liquiden Märkten in denen auch viele Marktteilnehmer dies anwenden. Man könnte es auch mit der „self-fulfilling prophecy“ umschreiben – wie auch immer, ich nutze dies sehr gerne und kann daher Pivot-Punkte für das Trading und eine Zielbestimmung nur jedem empfehlen.

Viel Freude und Erfolg beim Traden,
Bernecker1977 – Andreas Mueller