DAX eine Stufe tiefer

So schnell kann es gehen. Wir sehen den DAX eine Stufe tiefer und dies nicht unbedingt unerwartet. Nein, die Wirtschaft schwächelt nicht und Nein, es hat auch nichts mit politischen Auseinandersetzungen mit der Türkei zu tun. Es obliegt einem anderen Fakt – dem des Wechselkurses. Und natürlich ein wenig Charttechnik…

Die Voraussetzungen waren in Ordnung

Positive Wirtschaftsdaten aus Deutschland, nahezu Vollbeschäftigung und stabile Steuereinnahmen. Was kann man sich aus Sicht des Staates noch mehr wünschen. Doch Wirtschaft ist nicht gleichzusetzen mit der Börsenentwicklung. Genau das erleben wir gerade. Während in den USA die Quartalssaison für die Tech-Giganten sehr gut läuft (Microsoft verdoppelte den Quartalsgewinn) und FANG-Aktien wie Netflix sogar auf Allzeithochs springen, klagen andere Bereiche über schwindende Margen. Gemeint sind die US-Banken. Auch dort stimmten die Quartalsergebnisse, doch im Detail verborgen liegt ein Risiko für die Zukunft. Weniger Margen bei weniger Zinsen und geringer Volatilität zwingt die Geldhäuser sich neu zu erfinden, neue Geschäftsfelder zu stärken oder sich zu verschlanken (siehe ebenfalls Handelsblatt). Doch auch dies preiste die Wall Street ein und bestrafte weder Einzelwerte mit großen Verlusten, noch weitete sie die Korrektur aus.

Die Allzeithochs wechselten sich bei den US-Indizes förmlich ab. Wie man auch hier nachlesen konnte:

DAX eine Stufe tiefer: Im Gegensatz zum Nasdaq
Allzeithoch im Nasdaq erst diese Woche

Und was machte der Deutsche Markt aus diesen Vorgaben?

Nicht bei der Rallye dabei: Der DAX

Die 13.000 war vor wenigen Wochen noch zum Greifen nah. Doch nur zum Greifen. Und was hätte es auch für einen Unterschied gemacht, ob der Markt dies erreicht oder nicht – reine Psychologie!

Ab diesem Anlauf wurden die Kräfte allerdings kleiner. Hausgemachte Probleme wie der Abgas-Skandal von Volkswagen spitzen sich zu und ergreifen aktuell die ganze Branche. Es ist von einem Kartell die Rede, welches über Jahrzehnte aktiv war, so die FAZ. Über diese drohenden Wolken gab es hier auf Trading-Treff bereits diverse Berichte…darum soll es hier nicht gehen.

Es geht vielmehr um die Aufspaltung einer Korrelation. Denn vielfach wird angenommen und von Tradern so umgesetzt, dass der Gleichlauf zwischen DAX und Dow Jones ein Gesetz ist. Dies mag zu bestimmten Börsenphasen auch stimmen, sogar weitläufig, aber eben nicht immer! Und so stehen wir nun rund 6 Prozent unter dem Allzeithoch und viel näher an der 12.000er-Marke als an der 13.000er-Marke während in den USA die Börsenwelt (auf Indizes bezogen) sehr stabil erscheint.

Der Hauptgrund für DAX eine Stufe tiefer…

…scheint hier nicht die Autobranche zu sein. Sie ist zwar heute an der Spitze der Flop-Liste mit diesen vier Werten:

DAX eine Stufe tiefer: Tagesverlierer
DAX-Verlierer des Tages

Jedoch liegt der Fokus eher auf dem Gesamtmarkt in Anlehnung an unsere Gemeinschaftswährung. Der EUR/USD steigt seit Wochen recht kontinuierlich an. Hier auf Trading-Treff berichtet Florian Forex bereits seit dem Signal um 1.10 davon. Zur gestrigen Sitzung des geldpolitischen Rates der EZB wurde ein weiterer Schub im Aufwärtstrend gezündet. Er führte den EUR/USD über die 1,16 und aktuell damit an das Niveau, was vor mehr als einem Jahr kurz erreicht war.

Genau dieses Wechselkursverhältnis belastet nun die Deutsche Wirtschaft insgesamt. Es spiegelt sich zwangsläufig in der Kursentwicklung wider. Vergleicht man hier den Dow Jones mit dem DAX und dem EUR/USD, sieht man die Abweichungen erst in jüngster Zeit:

DAX eine Stufe tiefer: Vergleiche
Vergleich DAX Kursindex mit Dow Jones und EUR/USD

Natürlich muss man hier den jeweiligen Kursindex vergleichen, sonst wären es Äpfel und Birnen…

 

Auswirkungen auf den DAX-Kurs

Konkret sind wir damit heute in das GAP eingetreten, welches ich seit Wochen in meiner Sonntagsanalyse einzeichne und beschreibe. Eine lange Zeit für so ein GAP. Es entstand nach der Frankreich-Wahl und dem Bekenntnis der Franzosen zu Europa. Nun scheint es so, als ob dieses GAP trotz der langen Zeit geschlossen wird. Statistisch nicht verwunderlich, wie ich vor 11 Tagen in diesem Artikel einmal auswertete.

DAX eine Stufe tiefer: Im GAP
DAX dringt in das große GAP ein

Das Ziel dieser Bewegung ist somit das GAP-close und Kurse unter 12.100 Punkten. Damit nähern wir uns ernsthaft der 12.000er-Marke und halten ähnlichen Abstand, wie vor wenigen Wochen noch auf der Oberseite an der 13.000er-Marke. Ob wir diese ignorieren und abdrehen, darf bezweifelt werden. Denn die Dynamik und das schwache Volumen im Sommer fördern schnelle Bewegungen.

Die Gann-Box hatte übrigens das Ziel 12.230 ausgegeben. Mit ein wenig Geduld und dem richtigen Positionsmanagement ein „Volltreffer“ wie es so schön heißt. Daher das Archivbild noch einmal an dieser Stelle mit Verweis:

DAX eine Stufe tiefer: Gann-Box zeigte es
Gann-Box mit Kursziel DAX

Bleiben Sie somit auf der Hut, halten Sie am Risikomanagement fest und wenn Sie eine Bewegung handeln, ziehen Sie diese „durch“ wie es so schön heißt.

Ihr Andreas Mueller (Bernecker1977)