Mehr zum IPO der Deutschen Bank Tochter DWS

Mehr zum IPO der Deutschen Bank Tochter DWS

Nach durchweg schlechten Meldungen aus dem Hause der Deutschen Bank kann man ab heute die positive Sparte gesondert begutachten und sogar entsprechende Anlagen tätigen. Denn heute findet das IPO der Deutschen Bank Tochtergesellschaft für Wertpapiersparen – DWS – an der Börse Frankfurt statt. Ist diese Sparte alleine schon ein Garant für eine erfolgreiche Geldanlage?

 

Vorzeigesparte DWS geht an die Börse

Nachdem vor einer Woche die Siemens-Tochter Healthineers einen erfolgreichen Börsengang vollzog, steht genau eine Woche später das nächste große IPO in Frankfurt an. Der Deutsche Bank Konzern bringt die sehr attraktive Sparte der Fondsgesellschaft DWS an die Börse. Sie soll nach Schätzungen rund 6,5 Milliarden Euro wert sein (Vorjahresbilanzierung 6,37 Milliarden, Schätzungen im Januar noch bis zu 8 Milliarden Euro). Dabei sollten also zum DWS IPO bis zu 1,8 Milliarden Euro Einnahmen generiert werden. Wie setzen sich diese Erlöse zusammen?

 

Zusammensetzung der Erlöse

Ursprünglich war die Rede von 50 Millionen Aktien, welche platziert werden sollten. Mit der Bandbreite des Emissionskurses um 35 Euro entspricht dies in Summe 1,8 Milliarden Euro Einnahmen. Im Zuge der Börsenunsicherheiten im Februar wurde dann von 40 Millionen Aktien berichtet. Hierbei läge der Erlös für die Deutsche Bank AG nur noch bei 1,44 Milliarden Euro.

Der Konzern möchte also nicht mehr als 25 Prozent der Anteile abgeben. Dies entspricht somit dem Streubesitz am Kapitalmarkt nach dem DWS Börsengang. Zugesagt haben im Vorfeld bereits der japanische Lebensversicherers Nippon Life, welcher sich fünf Prozent sichern möchte. Ebenfalls fest verankert soll die französische Investmentfirma Tikehau mit drei bis vier Prozent Anteilen sein. Damit bleibt weniger Spielraum für den „freien Markt“ und die Privatanleger.

 

Deutsche Bank benötig Erlöse

Man munkelt natürlich, wenige Tage nach der Bonus-Debatte, dass diese Erlöse dringend benötigt werden. Sie kommen nämlich der Deutschen Bank direkt zugute und nicht der DWS selbst. Aber die Deutsche Bank muss danach keine Abschreibungen mehr vornehmen. Das Geschäftsjahr 2017 war von Verlusten geprägt. 735 Millionen Euro standen hier zu Buche. Dabei schlugen vor allem die Boni ein tiefes Loch in die Kassen. Mit 2,2 Milliarden Euro waren sie womöglich der Anstoß zum Verlust und haben sich zum Vorjahr vervierfacht! Nicht nur der Spiegel berichtete. Dabei war die zuvor erfolgte Kapitalerhöhung von 8 Milliarden Euro damals als „Befreiungsschlag“ im Markt interpretiert worden. Steigen die Boni in dieser Geschwindigkeit weiter, geht das Geschäftsmodell langfristig wohl kaum auf. Selbst die Einnahmen durch den DWS IPO sind hierbei kein Ruhepolster auf Jahre.

 

Exkurs zur Deutschen Bank: Boni und Kapitalerhöhungen

Eine sehr interessante Grafik finden Sie hier vor, in der die Boni der letzten sieben Jahre und die Kapitalerhöhungen einmal aufaddiert wurden. In den einzelnen Jahren waren diese im Zuge der angedachten Banksanierung rückläufig, jedoch nun im Jahr 2017 wieder angestiegen. Doch sehen Sie selbst:

Kapitalerhöhungen und Boni der Deutschen Bank
Kapitalerhöhungen und Boni der Deutschen Bank

Grafik von fool.de

 

Doch zurück zur DWS und dem Geschäftsmodell.

 

Für was steht die DWS?

Der Begriff DWS ist eine Abkürzung und steht für „Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen“. Dort werten laut Geschäftsbericht 2017 mehr als 700 Milliarden Euro verwaltet. Die Gesellschaft existiert schon seit 60 Jahren und gehört damit zu einer festen Größe bei Anlegern und Institutionellen. Denn für die DWS arbeiten mehr als 500 Research- und Investment-Experten. Sie managen eine Vielzahl an Publikumsfonds für Privatanleger, aber auch maßgeschneiderte Kundenportfolios. Der Wandel am Finanzmarkt zu passiven Anlageprodukten wurde hier ebenfalls frühzeitig erkannt und reflektiert. Somit sind auch passiv gemanagte Finanzprodukte wie ETFs im Anlageuniversum der DWS vertreten.

 

Details der Zeichnung

Die Zeichnungsspanne bewegte sich zwischen 30 und 36 Euro. Bis gestern Abend konnten Privatanleger noch zeichnen, heute endet dann auch das Zeitfenster für institutionelle Anleger. Das Prozedere ist immer gleich: Per Limit kann ein „Wunschpreis“ zur Zeichnung aufgeben werden oder aber mit dem Orderzusatz „billigst“ der offizielle Emissionspreis abgerechnet werden. Nach aktueller Recherche soll dieser nun um 33 Euro herum liegen und damit im Mittelfeld der Zeichnungsspanne.

An der Börse wird nach dem IPO die Aktie unter der WKN DWS100 und ISIN DE000DWS1007 für das Ordern verwendet. Vorbörslich kann der Kurs jedoch schon beim Wertpapierhandelshaus Lang & Schwarz eingesehen und Orders platziert werden. Das Chartbild sah gestern noch wie folgt aus und verspricht zumindest einen kleinen Gewinn zur Erstnotiz:

Vorbörsliche Notiz der DWS bei Lang&Schwarz
Vorbörsliche Notiz der DWS bei Lang&Schwarz

Die Aktie war im Vorfeld bis zu zweifach überzeichnet, wie noch zur Wochenmitte gemeldet wurde. Dies bedeutet, dass doppelt so viele Anleger die Aktie zum IPO erwerben möchten, als Aktien vorhanden sind. Die Zusagen der Institutionellen wurden erst am Donnerstag ausgewertet. Danach sah es wie folgt aus.

Laut DWS wurden 44,5 Millionen Aktien zu je 32,50 Euro zugeteilt. Der Platzierungspreis lag etwas unter der Mitte der Preisspanne, die von 30 bis 36 Euro reichte. Damit wird die DWS mit insgesamt 6,5 Milliarden Euro bewertet. Von der Option, bei hoher Nachfrage insgesamt 50 Millionen Aktien auf den Markt zu werfen, machte die Deutsche Bank keinen Gebrauch. Statt sich wie geplant von 25 Prozent an ihrer profitabelsten Tochter zu trennen, wurden inklusive Mehrzuteilungsoption nur 22,25 Prozent an Investoren verkauft. (Quelle: Telebörse)

 

Ist die DWS-Aktie ein Investment?

Als Anteilseigner eines größeren Paketes muss man sich natürlich fragen, ob hier entsprechender „Einfluß“ in Form von Stimmrechten etc. ausgeübt werden kann. Denn beim DWS IPO kommt es zu einer eher unüblichen Rechtsform –  der „Kommanditgesellschaft auf Aktien“. Sie sichert letztlich der Mutter (Deutsche Bank AG) als 75%-Eigner die volle Entscheidungsmacht. Diese Rechtsform könnte perspektivisch später in eine AG gewandelt werden. Aus Kreisen der Deutschen Bank wurde jedoch berichtet, dass diese Option erst bei einem Unternehmensanteil von unter 40 Prozent in Frage käme. Damit müssten noch 35 Prozent herausgelöst werden. Persönlich sehe ich dies nicht in den kommenden Jahren.

Das Unternehmen selbst ist meines Erachtens ganz solide aufgestellt. Vor Steuern betrug der DWS-Gewinn im Vorjahr 725 Millionen Euro. Davon soll die Ausschüttungsquote von 65 bis 70 Prozent weiter beibehalten werden. Darüber freut sich nicht nur die Deutsche Bank AG, sondern auch jeder Aktionär in Form einer Dividende.

Zudem steigen die Kundengelder um bis zu fünf Prozent jährlich. Vor dem Hintergrund des weiter steigenden Vorsorgebedarfs in der Bevölkerung und der sehr guten Positionierung im Bereich der passiven Anlageprodukte, kann hier eine klassische Wachstumsstory unterstellt werden. Ein gesundes Börsenumfeld muss man allerdings voraussetzen, sonst nützen die besten Indexprodukte nichts. Mehrere Tage wie gestern, als der Dow Jones über 700 Punkten verlor, sind hierbei natürlich Gift.

 

Wer die Zeichnung also verpasst hat, ist hier sicherlich gut beraten, auch die kommenden Tage auf den Kapitalmarkt insgesamt und die Entwicklung der Aktie im Speziellen zu schauen. Die Chancen auf lange Sicht stellen sich für mich als Beobachter durchaus positiv dar. Diese Informationen und meine Meinung wollte ich Ihnen daher mit auf den Weg geben.

 

Viel Erfolg wünsche ich Ihnen und bleiben Sie wachsam.

Andreas Mueller (Bernecker1977)